Youtube – das grösste Klassenzimmer der Welt

Durch die Verfügbarkeit und den alltäglichen Gebrauch digitaler Hilfsmittel hat sich unser Lernen in den letzten dreissig Jahren wesentlich verändert. Nicht nur der Zugriff auf Informationen, sondern auch das Lernen, Verstehen und Anwenden sind stark geprägt durch unsere digitalisierte Umgebung.

Kommunikation, Kollaboration und Vernetzung
Bereits Anfangs des Jahrtausends ist das Lernen mit digitalen Hilfsmitteln im World Wide Web wissenschaftlich untersucht worden. Die Möglichkeiten des auf das Internet gestützten Lernens haben sich aufgrund der technologischen Entwicklung seither vervielfacht: Webinare, Moocs, Lernsoftware, Lernvideos, Chats, Online Communities, Social Media oder Blogs – die Vielfalt der technischen Möglichkeiten und der Themenfelder ist schlicht unüberschaubar.

Personal Learning Environment (PLE)
Gemäss Untersuchungen einer britischen Online Agentur haben seit 2018 zwei Drittel der 7,6 Milliarden Menschen auf der Welt ein Mobiltelefon. Ein Grossteil davon hat damit Zugang zum Internet. Jeder User hat grundsätzlich die Möglichkeit, sich seine persönliche Lernumgebung (PLE) einzurichten. Er kann genau diejenigen Tools nutzen und Teil derjenigen Communities sein, die ihm das bieten, was er lernen will – und dies in allen denkbaren Fachgebieten. Das Potenzial des Personal Learning Environments ist deshalb riesig. Selbstverständlich spielen die kulturellen und soziodemographischen Parameter eine einschränkende Rolle – Das Internet bietet längst nicht allen dasselbe.

Big Data und Artificial Intelligence
Google und alle grossen Internetanbieter wie Amazon oder Netflix wissen mehr über das individuelle Verhalten als der User selber. So registriert Google jeden eingegebenen Suchbegriff und jeden Zugriff auf eine Seite  minutiös. Google gibt dazu – immerhin teilweise – Auskunft. Durch die differenzierte Erfassung seines Profils bekommt der User eher, was er sucht. Gleichzeitig besteht auch die Gefahr, dass der User an gewisse Inhalte nicht herankommt, weil die Algorithmen darauf ausgelegt sind, dem User immer mehr vom Selben zu bieten.

Videoplattformen und Games sind Schulstuben mit Zukunft
Der themenspezifische und auf Communities basierte Austausch spielt im Lernverhalten eine tragende Rolle. Digital Natives gelangen mit allen erdenklichen Fragen und Anliegen an Internet-Plattformen – als Konsumenten und als Produzenten. Mit Kommentaren in Chats, eigenen Videobeiträgen, durch Bewerten und Teilen tragen sie aktiv zur Diskussion und zum Wissenstransfer bei. Im Austausch in Gruppen geht es selbstverständlich um mehr als Wissen. Der soziale Aspekt ist ebenso wichtig: Fairness, Ehrlichkeit, Loyalität, Transparenz, Ausdauer und die Bereitschaft, Wissen zu teilen, sind Voraussetzungen zum Gelingen eines weiterführenden Dialogs und positiven Lernumfelds.

Formales vs. informelles Lernen
Viele setzen Lernen und Bildung immer noch gleich mit dem formalen Lernen, das vorwiegend an Bildungsinstitutionen stattfindet und zu staatlich anerkannten Zertifikaten führt. Durch die schnelle technologische Entwicklung ist die Halbwertszeit des Wissens heute so kurz, dass die Curricula der formalen, oft länger dauernden, Ausbildungen nach dem Abschluss bereits nicht mehr den Ansprüchen der Arbeitswelt entsprechen. Dem informellen Lernen kommt dabei eine wichtige ergänzende Rolle zu. Auch machen die schnellen Veränderungen in der Arbeitswelt ein stetiges, praxisbezogenes und lebenslanges Lernen unumgänglich.

Medienvielfalt und Aktivitäten ausserhalb der Technologieumgebung
Im pädagogischen und didaktischen Fachdiskursen ist unumstritten, dass eine grosse Medienvielfalt eher zu guten Lernergebnissen führt. Ab der grossen Aufmerksamkeit – positiv wie negativ – der Technologie gegenüber sollte nicht vergessen werden, dass viele Lernerfahrungen am Computer, Tablet oder Smartphone schlicht nicht möglich sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der ausgeglichenen Mischung der verschiedenen Erlebniswelten. Damit der Mensch sich zusammen mit der Technologie erfolgreich in einem ganzheitlichen Sinn weiterentwickelt, muss er Fähigkeiten wie Intuition, Phantasie, Kreativität und Empathie pflegen. Ansonsten nützt ihm der ganze technologische Kram nichts. Dazu äussert sich der chinesische Tech-Tycoon und E-Shop-Milliardär Jack Ma jüngst sehr dezidiert.

Weiterführende Links
abc-tillmann.de
frolleinflow.com
academic.oup.com
ted.com
edx.org
eu.udacity.com
coursera.org
udemy.com
duolingo.com

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