Sonne spielen

Der Fotokünstlerin Andrea Good und ihrem Team dabei über die Schulter schauen, wie sie Sonne spielen? Im Frühjahr 2018 sind diese Bilder im Museum für Gestaltung Zürich entstanden.

Die Fotografin Andrea Good arbeitet seit ihrer Ausbildung mit aussergewöhnlichen Lochkameras. Die Camera Obscura (dunkle Kammer) nimmt durch ein kleines Loch Licht in sich auf, um auf der gegenüberliegenden Innenseite ein spiegelverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Abbild der Aussenwelt auf Fotopapier zu zeichnen. Schachteln, Kisten, aber auch Schiffscontainer und Räume, vom Hotelzimmer bis zur Kirchenhalle, dienen Andrea Good dabei als Werkzeug. Mit der Arbeit „Interieurs“ stellt Sie ihre Kamera den einzelnen Räumen der Ausstellung „Ideales Wohnen“ im Museum für Gestaltung Zürich gegenüber. Dank stundenlanger Belichtung entstehen eigenständige Bilder vergangener Stilepochen, die Zeit und Vergänglichkeit reflektieren.

Das Werk der Fotografin Andrea Good zeichnet sich durch den Verzicht auf jegliche Linsenoptik und ihre konsequent angewandte analoge Technik aus – Fotogramme, Luminogramme und Lochkamera. Letztere, die Camera Obscura, stellt die Urform der Kamera dar. Diese Technik hat Andrea Good auch bei der Arbeit «Interieurs» angewendet. Dabei hat Sie ihre Kamera den einzelnen Räumen der Ausstellung „Ideales Wohnen“ im Museum für Gestaltung Zürich gegenübergestellt. Ihr Konzept beinhaltet mehrstündige Belichtungszeiten. Dadurch verlieren die Exponate der Ausstellungssituationen etwas von ihrem Modellhaften und erscheinen in einem belebten, vom Spirit ihrer ehemaligen Besitzer geprägten, Ambiente.

Aktuelle Ausstellung: Andrea Good – Lichtzeichnungen
Universitätsklinik Balgrist, 14. März 2018 bis 15. März 2019
Kuratiert durch die Fotostiftung Schweiz
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Youtube – das grösste Klassenzimmer der Welt

Durch die Verfügbarkeit und den alltäglichen Gebrauch digitaler Hilfsmittel hat sich unser Lernen in den letzten dreissig Jahren wesentlich verändert. Nicht nur der Zugriff auf Informationen, sondern auch das Lernen, Verstehen und Anwenden sind stark geprägt durch unsere digitalisierte Umgebung.

Kommunikation, Kollaboration und Vernetzung
Bereits Anfangs des Jahrtausends ist das Lernen mit digitalen Hilfsmitteln im World Wide Web wissenschaftlich untersucht worden. Die Möglichkeiten des auf das Internet gestützten Lernens haben sich aufgrund der technologischen Entwicklung seither vervielfacht: Webinare, Moocs, Lernsoftware, Lernvideos, Chats, Online Communities, Social Media oder Blogs – die Vielfalt der technischen Möglichkeiten und der Themenfelder ist schlicht unüberschaubar.

Personal Learning Environment (PLE)
Gemäss Untersuchungen einer britischen Online Agentur haben seit 2018 zwei Drittel der 7,6 Milliarden Menschen auf der Welt ein Mobiltelefon. Ein Grossteil davon hat damit Zugang zum Internet. Jeder User hat grundsätzlich die Möglichkeit, sich seine persönliche Lernumgebung (PLE) einzurichten. Er kann genau diejenigen Tools nutzen und Teil derjenigen Communities sein, die ihm das bieten, was er lernen will – und dies in allen denkbaren Fachgebieten. Das Potenzial des Personal Learning Environments ist deshalb riesig. Selbstverständlich spielen die kulturellen und soziodemographischen Parameter eine einschränkende Rolle – Das Internet bietet längst nicht allen dasselbe.

Big Data und Artificial Intelligence
Google und alle grossen Internetanbieter wie Amazon oder Netflix wissen mehr über das individuelle Verhalten als der User selber. So registriert Google jeden eingegebenen Suchbegriff und jeden Zugriff auf eine Seite  minutiös. Google gibt dazu – immerhin teilweise – Auskunft. Durch die differenzierte Erfassung seines Profils bekommt der User eher, was er sucht. Gleichzeitig besteht auch die Gefahr, dass der User an gewisse Inhalte nicht herankommt, weil die Algorithmen darauf ausgelegt sind, dem User immer mehr vom Selben zu bieten.

Videoplattformen und Games sind Schulstuben mit Zukunft
Der themenspezifische und auf Communities basierte Austausch spielt im Lernverhalten eine tragende Rolle. Digital Natives gelangen mit allen erdenklichen Fragen und Anliegen an Internet-Plattformen – als Konsumenten und als Produzenten. Mit Kommentaren in Chats, eigenen Videobeiträgen, durch Bewerten und Teilen tragen sie aktiv zur Diskussion und zum Wissenstransfer bei. Im Austausch in Gruppen geht es selbstverständlich um mehr als Wissen. Der soziale Aspekt ist ebenso wichtig: Fairness, Ehrlichkeit, Loyalität, Transparenz, Ausdauer und die Bereitschaft, Wissen zu teilen, sind Voraussetzungen zum Gelingen eines weiterführenden Dialogs und positiven Lernumfelds.

Formales vs. informelles Lernen
Viele setzen Lernen und Bildung immer noch gleich mit dem formalen Lernen, das vorwiegend an Bildungsinstitutionen stattfindet und zu staatlich anerkannten Zertifikaten führt. Durch die schnelle technologische Entwicklung ist die Halbwertszeit des Wissens heute so kurz, dass die Curricula der formalen, oft länger dauernden, Ausbildungen nach dem Abschluss bereits nicht mehr den Ansprüchen der Arbeitswelt entsprechen. Dem informellen Lernen kommt dabei eine wichtige ergänzende Rolle zu. Auch machen die schnellen Veränderungen in der Arbeitswelt ein stetiges, praxisbezogenes und lebenslanges Lernen unumgänglich.

Medienvielfalt und Aktivitäten ausserhalb der Technologieumgebung
Im pädagogischen und didaktischen Fachdiskursen ist unumstritten, dass eine grosse Medienvielfalt eher zu guten Lernergebnissen führt. Ab der grossen Aufmerksamkeit – positiv wie negativ – der Technologie gegenüber sollte nicht vergessen werden, dass viele Lernerfahrungen am Computer, Tablet oder Smartphone schlicht nicht möglich sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der ausgeglichenen Mischung der verschiedenen Erlebniswelten. Damit der Mensch sich zusammen mit der Technologie erfolgreich in einem ganzheitlichen Sinn weiterentwickelt, muss er Fähigkeiten wie Intuition, Phantasie, Kreativität und Empathie pflegen. Ansonsten nützt ihm der ganze technologische Kram nichts. Dazu äussert sich der chinesische Tech-Tycoon und E-Shop-Milliardär Jack Ma jüngst sehr dezidiert.

Weiterführende Links
abc-tillmann.de
frolleinflow.com
academic.oup.com
ted.com
edx.org
eu.udacity.com
coursera.org
udemy.com
duolingo.com

Dive into Art

Was es mit der Kulturvermittlung auf sich hat und wie eine Umsetzung vor dem Hintergrund des rasanten Fortschritts der Informations- und Kommunikationstechnologie aussieht.

Was macht die grosse Faszination aus, in Filme, Bilder, Musik- und Theaterstücke einzutauchen? Wer es schon selbst erlebt hat, weiss die Antwort. Doch wie steht es, wenn der Zugang verwehrt ist und die Möglichkeit, in Kunst einzutauchen nicht gegeben ist?

Seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts betreiben Kulturinstitutionen gezielt Kulturvermittlung. Die Vermittlungsaktivitäten haben ein breites Spektrum, das von Kunst-, Musik- oder Theaterpädagogik über soziokulturelle Animation bis zu Kulturmarketing reicht. Wozu braucht es denn all die Kulturvermittlung, wenn in der Kultur selber schon ein grosser Anteil Vermittlung steckt? Kennen Sie etwa eine Kunst, die nicht per se Vermittlung ist?

Kulturvermittlung im weiteren Sinn umfasst alle Leistungen, die einen Zugang schaffen, welcher von der Kunst selbst nicht gegeben ist. Nun kommt die Informations- und Kommunikationstechnologie ins Spiel: Wieviel Kultur konsumieren wir doch täglich übers Smartphone, das Tablet und den Laptop? Doch wir nutzen die Technologie eher selten, um selber kreativ sein. Auch gehen wir damit nicht oft auf kulturelle Entdeckungsreise und ziehen es stattdessen vor, uns mit Gewohntem zu unterhalten

2007 habe ich ein Konzept entwickelt, das Kulturvermittlung mit der Informations- und Kommunikationstechnologie verknüpft. Der Name
«Sample – Create – Showcase» umschreibt das Prinzip, auf dem das Konzept basiert. Sample: Teilnehmende nehmen künstlerische Inhalte auf. Create: Sie gehen auf dem Tablet oder Laptop kreativ mit diesen Inhalten um. Showcase: Ihre Arbeit stellen sie öffentlich vor.

Zum Konzept «Sample – Create – Showcase»

Seit der Entstehung des Konzepts 2007 hat ein enormer technischer Fortschritt stetig zu neuen Anwendungsmöglichkeiten geführt. So lassen sich heute Videos auch hohem Niveau mit einem Smartphone bearbeiten. Noch vor wenigen Jahren ist dies nur mit einem leistungsfähigen Laptop oder PC möglich gewesen. Auch die Social-Media-Welt bietet heute ein Vielfaches an Möglichkeiten im Vergleich zur Situation vor zehn Jahren. In der Umsetzung hat sich das Konzept deshalb ständig weiterentwickelt.

Wollen Sie mehr darüber erfahren, wie Sie Informations- und Kommunikationstechnologie in der Kulturvermittlung Ihrer Institution einsetzen?

Slow Thought

Langsames Denken gilt in unserer auf Effizienz und Optimierung getrimmten Arbeitswelt nicht als erstrebenswert. Worin liegt denn der Nutzen des langsamen Denkens?

Vincenzo Di Nicola ist Professor der Psychiatrie an der Universität von Montreal. Mit seinem auf Aeon publizierten Manifest setzt er sich für das langsame Denken ein. Denn dieses hat das Potential, uns zu neuen Sichtweisen und Lösungsansätzen zu führen, zu denen wir durch das schnelle und zielorientierte Denken nicht gelangen.

Di Nicola versteht das langsame Denken als Teil einer grossen Langsamkeitsbewegung, zu der auch die Slow-Food– oder die Città-Slow-Bewegungen gehören. Der Norwegische Philosoph Guttorm Fløistad erklärt unser Verlangen nach Langsamkeit mit dem stetigen und immer schnelleren Wechsel in vielen unserer Lebensbereiche. Die Schnelligkeit steht im Widerspruch zu unseren immer gleichbleibenden Grundbedürfnissen wie Nähe, Vertrauen, Zuwendung und Liebe. Denn dazu braucht es Zeit. So sieht Fløistad in der Langsamkeit eine wichtige Komponente unseres Wesens und eine Voraussetzung, um in unserem sich schnell ändernden Umfeld zu bestehen.

Di Nicola nimmt in seinem Manifest Bezug auf Philosophen aller Epochen – von Sokrates bis Jacques Derrida – und definiert, was langsames Denken heisst: Langsames Denken geschieht im Flanieren, im persönlichen Treffen und im Gespräch. Es braucht Raum und Zeit, ist nicht linear und geschieht nur zum Selbstzweck. Das langsame Denken ist lückenhaft und lässt immer noch Raum zum Weiterdenken. Es ist spielerisch und folgt keiner Methode. Langsames Denken ist Warten, Abwägen und Reflektieren.

Wollen Sie mehr erfahren über das langsame Denken?

Get it fixed

Die kleinen Abgründe des digitalisierten Berufsalltags lauern überall. Wir schwingen uns kühn über sie hinweg – meistens.

Das ist Ihnen sicher so oder ähnlich auch schon passiert: Die Unterlagen für das Projektmeeting müssen dringend raus. Sie machen dazu noch die letzten Anpassungen an der Traktandenliste, wollen die Datei abspeichern und zum Teilen im Projektordner ablegen. Hoppla, da poppt eine Fehlermeldung auf: „There is a file sharing violation,…“. „Oh nein“, schiesst es Ihnen durch den Kopf, „keine Zeit für Computerprobleme“, denn in fünfzehn Minuten haben Sie einen Telefontermin mit einem wichtigen Kunden. Vielleicht geht es Ihnen dann ähnlich wie Mani Matter, wenn er das berühmte Zündhölzli azündt.

Ihre hoch individualisierte Arbeitsumgebung – Laptop, Tablet, Smartphone, Kamera, Scanner, Printer oder Beamer – ist voller kleiner Hürden, die Sie täglich meist erfolgreich nehmen. Wie oft sind Sie doch am Updaten, Synchronisieren und Neuinstallieren. Nicht immer geht das gut. Was passiert, wenn Sie nicht so schnell weiterkommen, wie Sie eigentlich wollten? Wenn Sie trotz Unterstützung des Customer-Service-Chats, des Online-Forums oder ihrer in IT gewandten Kollegin das Problem nicht gleich lösen?

Ich glaube, es braucht dazu nichts weniger als eine neue innere Haltung. Wenn Sie unversehens in eine Sackgasse geraten, nehmen Sie dies bitte in Zukunft nicht mehr als Störung wahr. Seien Sie vielmehr dankbar für die Chance, aus der Routine auszubrechen, einen wunderbaren Umweg zu entdecken und Neues kennenzulernen. Tönt das für Sie nach Zukunftsmusik? Lassen Sie uns dran arbeiten.

What goes up must come down

Was Isaac Newton im Universum durch sein Teleskop sieht, erleben Blood Sweat & Tears auf ihrem Karussell-Pony.

What goes up must come down – Das Gesetz der Schwerkraft entdecken schon die kleinsten Kinder. Etwas komplexer sind die Betrachtungen des genialen Isaac Newton, als er sein Gravitationsgesetz formuliert. Schliesslich stellen Blood Sweat & Tears Newtons Entdeckung in ihrem legendären Song „Spinning Wheel“ in einen karmischen Zusammenhang.

Die Lebenszyklen von Universen und Planeten sind für den Menschen nur über das abstrakte Denken erfassbar. Der Auf- und Niedergang von Völkern, Ländern, Dynastien und Unternehmen ist hingegen direkt erlebbar – mindestens Teile davon.

„What goes up must go down“ gilt selbstverständlich auch für die Unternehmenskommunikation – für Leitbilder, für Kampagnen oder für die Krisenkommunikation. Aus naheliegenden Gründen liegt der Fokus dabei meist auf der Tages- oder Wochenaktualität. Wer es gut macht, ist voller Energie und mit Wille im Tun. Wer es noch besser macht, erinnert sich immer mal wieder an die Zeile von Blood Sweat & Tears: „Ride a painted pony let the spinnin‘ wheel spin.“

No news is good news

Das Sprichwort wird König James dem Ersten von England zugeschrieben. Angeblich soll sein berühmter Ausspruch eher „No news is better than evil news“ gelautet haben. Die Meinung ist dieselbe: Solange wir von einem Unterfangen nichts hören, können wir davon ausgehen, dass es einen guten Verlauf nimmt.

Hätte König James das auch gesagt, wenn er via Smartphone mit über dreieinhalb Milliarden Internetnutzern verbunden gewesen wäre?

Das Sprichwort hat immer noch seine Gültigkeit. Zum Beispiel verbringt mein Teenager-Sohn mit der Familie seines Schulkollegen ein paar Ferientage in den Bergen. Wenn er mir nun, nachdem er seine Ankunft dort einmal bestätigt hat, keine WhatsApp-Nachricht und auch sonst keinen digitalen Wink mehr zukommen lässt, gehe ich getrost davon aus, dass es ihm bestens geht.

Übertragen wir dies auf Unternehmen mit ihren Kunden, Geldgebern, Mitarbeitenden, Partnern, Lieferanten und weiteren Stakeholdern. Dort sind gute Neuigkeiten sehr wertvoll. Die Unternehmenskommunikation generiert damit Aufmerksamkeit, baut Vertrauen auf und stärkt Verbindungen. Entscheidend dabei ist die richtige Beurteilung, wann eine Neuigkeit, in welchem Zusammenhang, in welcher Form und für wen gut ist.

Ist eine solche Beurteilung nicht möglich oder führt sie zu keinem positiven Ergebnis, hilft – für einen Moment mindestens – König James der Erste mit seinem berühmten Ausspruch. Wollen Unternehmen jedoch mittel- und langfristig im Dialog mit ihren Stakeholdern bleiben, ist „No news“ keine Option.

You never get a second chance to make a first impression

Der erste Eindruck zählt – der zweite und der dritte auch.

Nach drei Sekunden ist es schon passiert: Wir haben unser Gegenüber wahrgenommen und uns unbewusst entschieden, ob wir es mit einem Freund oder einem Feind zu tun haben. Dieser Reflex, der sich vor Millionen Jahren in uns entwickelt hat, war bestimmt sinnvoll, als es täglich ums nackte Überleben ging.

Wie geht es uns heute im Alltag am Bildschirm, wenn wir einem Bild, einem Text, einem Stück Musik oder einem Video begegnen? Augenblicklich und unbewusst entscheiden wir, ob wir wegklicken oder dranbleiben – gewiss eine Notwendigkeit angesichts der Reizüberflutung. Doch hält uns dieser Überlebensmechanismus nicht auch davon ab, in unserem unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Umfeld so etwas wie einen weiteren Bogen zu sehen?

Im Kampf um unsere Aufmerksamkeit bekommt das Credo des ersten Eindrucks ein so grosses Gewicht. Die Flut der News hält uns auf Trab. Die Schnellsten, Lautesten und Schrillsten gewinnen. Nur beeinflussen Fake News und Simplifizierungen unsere Meinungsbildung nicht zum Guten. Die Chance daran ist, dass wir dadurch die Folgen der schnellen und unbewussten Entscheidungen erkennen.

Lenken wir doch unsere Aufmerksamkeit vermehrt auf den zweiten und den dritten Eindruck.